Maus und Mystik

Miniaturen-Brettspiele - nicht für jeden?

Als Miniaturen-Brettspieler ist es manchmal eine Herausforderung, neue Spieler von diesem Spiel-Genre zu begeistern. Eigentlich ist doch alles schön, es gibt schöne Miniaturen, ein meist netten Spielbereich – aber trotzdem scheint die schöne Optik eine nicht unerhebliche Zahl von potentiellen Spieler einzuschüchtern. Ist es vielleicht der Geek-Faktor? Sieht ein solches Spiel zu sehr nach dem Hobby eines Geek aus, gerade weil die Figuren dann auch noch bemalt sind? Oder fürchten potentielle "Opfer", dass sie dem Hobby selbst verfallen und dann nur noch Miniaturen bemalen? Ich weiß es nicht, vermutlich werde ich es auch nie erfahren.

Ein Miniaturen-Brettspiel für Kinder?

Kinder jedoch sind eine besondere Herausforderung, denn die meisten Spiele dieser Art haben komplexe Spielregeln, martialische Hintergründe und sind allgemein wenig kindgerecht. Meine eigene Tochter (8) hat sich bisher wenig mit dem Hobby beschäftigt, hat dies aber auch nicht kategorisch abgelehnt. Es ist also noch nicht alle verloren, sie für das Hobby zu gewinnen.

Eines Tages stolperte ich über das Spiel Mice and Mystic von Plaid Hat Games. Das Spiel sah so aus, als ob es auch für Kinder geeignet sei, jedoch kann meine Tochter noch nicht gut genug englisch verstehen, dass sich die Anschaffung gelohnt hätte. Erst viel später kam bei einem Spieleabend die Sprache auf Maus und Mystik, der inzwischen vorliegenden deutschen Übersetzung. Somit warf ich einen neuen Blick auf das Spiel, nicht zuletzt wegen einer sehr amüsanten Mice and Mystic Episode von Wil Wheatons Tabletop, in der er mit seiner Familie eine Runde spielt. Jetzt war ich wirklich überzeugt, jedoch zeigte ich meiner Tochter einen Teil des Videos und fragte sie, ob sie es sich vorstellen können dieses Spiel zu spielen. Und so bestellt ich das Spiel, netterweise auch noch bei einem Ausverkauf zu einem Super-Preis.

Das Spiel ist da, und um was geht es eigentlich?

Einige Tage später kam das Spiel schließlich an, wieder einige Tage später hatte ich die meisten Miniaturen angemalt und die Regeln verinnerlicht - jetzt konnte die erste Runde beginnen. Ein gemütlicher erster Spieltermin stand an. Vorbereitet ging ich daran mit Frau und Kind das erste Kapitel anzuspielen - denn in diesem Spiel wird eine aus elf Kapiteln bestehende Geschichte namens "Trauer und Erinnerungen" gespielt. Der Katalog des Heidelberger Spielverlags umreißt die Geschichte wie folgt:

In Maus & Mystik schlüpfen die Spieler in die Rolle von Helden, die dem guten König Andan treu geblieben sind – doch um aus den Fängen der Zauberin Vanestra zu entkommen, haben sie sich in Mäuse verwandelt! Mit Mut und Geschick müssen sie sich durch die nun riesenhafte Burg kämpfen, die durch die vielen Schergen Vanestras schon gefährlich genug wäre. Doch lauern auf unsere winzigen Helden noch ganz andere Gefahren. Unter den Abenteurern sind der tapfere Prinz Collin mit seinem flinken Schwert, Rex Balgor, der hünenhafte Schmied, der greise Gelehrte Maginos und die barmherzige Tilda, die Heilerin des Königshofs. Jeder Einzelne von ihnen muss sein Bestes geben, um den König zu finden und ihn zu warnen. Außerdem müssen die Mausehelden allen Verstand einzusetzen, um Vanestras Schwachstellen auszuloten und sie zu besiegen.

Wie spielt es sich?

Das Spiel wird gemäß des jeweiligen Kapitels aufgebaut, das bedeutet es werden Spielplanteile ausgelegt, die von den Helden erkundet werden müssen. Die Charaktere beginnen das Spiel auf einem Spielplanteil, müssen hier alle Gegner beseitigen und dann auf den nächsten Spielplanteil (oder die Rückseite des aktuellen Spielplanteils) wechseln, um so Stück für Stück dem Kapitelziel näher zu kommen. Die Helden und Gegner werden durch ansehnliche Plastik-Miniaturen dargestellt (es sind 6 Mäuse und 16 Gegner als Miniaturen im Spiel enthalten), während jede Maus einen eigenen Heldenbogen besitzt um ihre Fähigkeiten darzustellen. Zusätzlich gibt es Fähigkeiten, die sich die Mäuse verdienen können, wenn sie im Spiel genug Käse (Pappmarker) sammeln. Auch Ausrüstung in Form von Karten kann gesammelt werden, z.B. passende Waffen, Rüstungen oder sonstige Gegenstände wie magische Tränke.

Bei den Auseinandersetzungen mit den Gegnern werden Fern- und Nahkampf unterschieden, in beiden Fällen wird jeweils eine Anzahl von Würfeln gemäß der Fertigkeiten, Fähigkeiten und Ausrüstung des Angreifers gegen die Fertigkeiten, Fähigkeiten und Ausrüstung des Verteidigers gewürfelt. Die Würfel zeigen keine Augenzahlen, sondern Symbole für Nahkampf-Erfolge, Fernkampf-Erfolge, Abwehr-Erfolge und Käse. Die Nahkampf-Erfolge bzw. Fernkampf-Erfolge werden im Kampf gegen die Abwehr-Erfolge aufgewogen und wer die Überzahl an Erfolgen aufweisen kann hat die Aktion gewonnen und macht im Fall eines erfolgreichen Angriffs Schaden beim Gegner. Käse-Würfel gewähren Käse-Marker, würfelt ein Gegner Käse-Symbole so werden diese auf die Käse-Ühr gelegt und bei sechs Käse-Markern trifft Verstärkung in Form von weiteren Gegnern ein. Der Kampf spielt sich leicht und flüssig von der Hand und auch Kinder kommen hier schnell auf den richtigen Dreh. Komplexer wird es erst, wenn die Charaktere zusätzliche Fähigkeiten gekauft haben, so dass man gerne mal eine Fähigkeit vergisst.

Wenn eine Maus übrigens so viel Schaden bekommt, dass alle ihre "Herzchen" auf dem Heldenbogen aufgebraucht sind, so ist die Maus gefangen genommen worden. Die Maus kann erst wieder befreit werden, wenn alle Gegner auf den aktuellen Spielplanteil geschlagen wurden. Dies fällt natürlich schwerer, je weniger Mäuse zur Verfügung stehen. Zusätzlich wandert der "Kapitel-Marker" eine "Seite" weiter, was zum einen zu schwereren Begegnungen führt und zum anderen nach einer gewissen Anzahl von Seiten automatisch zum Verlieren des Kapitels führt. Man sollte also eine Gefangennahme unbedingt vermeiden.

Wir haben jetzt fünf Kapitel gespielt und die ersten vier problemlos im ersten Anlauf durchgespielt. Das fünfte Kapitel hatte es dann schon etwas in sich, da ab hier schwerere Gegner auftauchen und auch mehrere Hauptgegner auftauchen. Das fünfte Kapitel haben wir schon vier Mal spielen müssen, um es erfolgreich abschließen zu können. Ab hier merkt man dann schon, dass die Auswahl der richtigen Mäuse für das Kapitel (hier vier von sechs zur Verfügung stehenden Mäuse), das Zusammenspiel der Mäuse (z.B. der Tausch von Käse untereinander), die taktische/kluge Positionierung auf dem Spielplan und die bisher gesammelten Fähigkeiten ausschlaggebend sein können. Sicherlich müssen nicht alle diese Bereiche perfekt sein, aber wenn alle davon nicht
beachtet werden hat man ab hier sicherlich seine Probleme...

Fazit

Ich kann hier nur bestätigen, dass es sich um eine gute Entscheidung gehandelt hat das Spiel zu erwerben. Es hab bisher die ganze Familie an den Tisch gebracht und wir haben dem Verlauf der Geschichte andächtig gelauscht. Die Regeln sind nicht überkompliziert und es macht Spaß, dem Spiel zu folgen. Wir sind gespannt, wie es in den weiteren Kapiteln weitergeht. Und wenn die Geschichte durchgespielt ist, so gibt es bereits einige weitere Geschichten, um die tapferen Mäuse in neue Abenteuer zu begleiten.


 
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